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In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für die Umweltbelastung durch Mikroplastik in unserer Umwelt, vor allem in unseren Meeren, gestiegen. Dennoch wissen viel zu wenige Menschen, welche weitreichenden Auswirkungen, diese Kleinstpartikel auf die Pflanzenwelt sowie tierische und menschliche Organismen hat. Zudem ist vielen Verbrauchern nicht klar, dass sie selbst durch ihre Kaufentscheidungen, täglich zur Verschmutzung der Umwelt beitragen.
Dabei steckt Mikroplastik nicht nur in Cremes und anderen Kosmetikprodukten, wo es als Schleifmittel für die Haut dient oder für eine bessere Optik des Produktes sorgt. Kunststoff ist allgegenwärtig. Viele Menschen vergessen dabei, dass sogar unsere Kleidung überwiegend aus Kunstfasern besteht. Der Verbraucher hat sich, wie selbstverständlich, an den Aufdruck „100 Prozent Polyester“ in Waschetiketten von Fleecedecken oder -pullover gewöhnt. Es braucht meist erst einen geistigen Anstoß von außen, um dem Menschen, eigentlich offensichtliche Dinge vor Augen zu führen. So sind es nicht die Nanopartikel aus Körperpflegeprodukten, die den größten Schaden verursachen. Mit sechs Prozent am Gesamtanteil, gelangt über diese Konsumgüter vergleichsweise wenig Plastik in die Meere. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2017 (Boucher, J. and Friot D., Primary Microplastics in the Oceans: A Global Evaluation of Sources) belegt, dass die Haupteintragsquellen von Mikroplastik, aus drei Bereichen stammen. Nämlich, zu 24 Prozent aus dem Staub unserer Städte, zu 28 Prozent aus dem Reifenabrieb unserer Fahrzeuge und zu 35 Prozent, dem größten Anteil, aus synthetischen Textilien. Insgesamt rechnen Forscher zwei Drittel des gesamten Mikroplastikaufkommens, privaten Haushalten zu. Das Gute daran ist: Mit diesem Wissen, kann jeder Mensch etwas zur Veränderung beitragen.
Welche Auswirkungen hat Mikroplastik für unserer Umwelt?
Als Mikroplastik werden kleinste Kunststoffteile bezeichnet, die nicht biologisch abbaubar sind. Sie sind 0,1 Makrometer bis 5,0 Millimeter klein. Ein Blatt Papier ist etwa 0,1 Makrometer dick. 5,0 Millimeter entsprechen der Durchschnittslänge einer roten Ameise. Jährlich werden bis zu zehn Millionen Tonnen Müll in unsere Meere gespült. 75 Prozent davon bestehen aus Kunststoff. Laut Umweltprogramm der vereinten Nationen, treiben etwa 18.000 Plastikteile verschiedener Größen, auf jedem einzelnen Quadratkilometer des Meeres. Bereits 1988 fand die „National Oceanic and Atmospheric Administration“, die amerikanische Wetter- und Ozeanografiebehörde, heraus, dass sich der Müll im Wasser mit den Strömungen verteilt, um sich irgendwann in großen Meereswirbeln anzusammeln und so zu einer starken Verdichtung in bestimmten Meeresgebieten führen. Diese großen „Müllwirbel“ tragen sogar ihre eigenen Namen. Der größte Wirbel von allen, hat den Beinamen „Great Pacific Garbage Patch“, dies bedeutet übersetzt, „großer Pazifischer Müllteppich“, und ist dreimal so groß wie Frankreich. Dabei ist dieser oberflächliche Müll nicht der Löwenanteil. Etwa 70 Prozent des Mülls sinken auf den Meeresboden. Die höchsten Konzentrationen von Mikroplastik wurden in der Zentral-Arktis gefunden. In einem Liter Meereis konnten bis über 12.000 Mikropartikel festgestellt werden. Bei der Zersetzung der Plastikteile werden gefährliche Stoffe wie Bisphenol A, Phtalate oder Flammschutzmittel frei. So gelangen kleinste Partikel dieser giftigen Substanzen in die Nahrungskette und verändern dauerhaft den Hormonhaushalt und das Erbgut der Meeresbewohner und somit auch das unsere. Denn durch den Verzehr von Fisch oder Meeresfrüchten, gelangen diese Stoffe, sowie kleinste Plastikpartikel, in unser Blut und lagern sich im gesamten Organismus ab.
Mikroplastik in unserer Kleidung – Schon bei der Faser fängt es an
Textile Fasern können entweder aus der Natur stammen oder synthetisch hergestellt werden. Daneben werden außerdem halbsynthetische Fasern verwendet. Diese bestehen häufig aus Holz und werden in einem chemischen- oder physikalischen Vorgang behandelt und verändert. Reine Naturfasern zur Kleidungsherstellung stammen meistens aus dem Anbau von Baumwolle. Auch die Wolle eines Schafes kann zu Fasern verarbeitet werden. Weitere Naturfasern, welche in der Herstellung von Kleidung eine Rolle spielen, sind Hanf, Seide, Leinen und andere Pflanzenfasern. Problematisch sind die synthetischen Fasern. Sie werden aus Rohstoffen, wie Erdöl, Erdgas und Kohle gewonnen.
Wie gelangt Mikroplastik aus unserer Kleidung ins Meer?
Synthetische Fasern gelangen über verschiedene Wege in unsere Umwelt. Hauptsächlich werden sie aber durch private und industrielle Abwässer in die Kanalisation geleitet. Bei jedem Waschvorgang unserer Kleidungsstücke, werden kleinste Faserteilchen abgerieben und anschließend in das Abwassersystem gespült. Pro Waschgang werden, je nach Textil, etwa 3.000 Fasern freigesetzt. In der Kläranlage angekommen, wird das Abwasser mechanisch, biologisch und chemisch gereinigt und gefiltert. Doch leider können die Mikroplastik-Fasern nicht vollständig entfernt werden und verbleiben somit in dem gereinigten Abwasser. Eine Studie hat belegt, dass synthetische Fasern in allen Wasserproben der überprüften Kläranlagen festgestellt wurden. Polyester wurde mit einem Anteil von etwa 74 Prozent, Polyamid mit rund 17 Prozent und Polypropylen mit circa 9 Prozent, nachgewiesen. Hochgerechnet bedeuten diese Zahlen, eine Freisetzung synthetischer Fasern, zwischen 30 Millionen und 3 Milliarden jährlich.
Langsame Gewebezersetzung synthetischer Kleidung
Nicht nur beim Waschvorgang in der heimischen Waschmaschine, sondern bereits während des Herstellungsprozesses von Garn und Kleidungsstück, werden Fasern in die Umwelt abgegeben. So gibt es während der Gewinnung des Garns einige Faktoren, welche die Faser beschädigen, zerbrechen oder zerstören können. Nicht nur lange Fasern werden zu Garn gesponnen. Auch kleinste Faserteile werden unvermeidlich eingearbeitet und später ausgewaschen. Gerade beim ersten Waschvorgang eines neuen Kleidungsstückes, wird die Größte Menge Mikroplastik freigesetzt. Durch das mechanisch Schleudern und die chemische Reinigung mit Waschmitteln, wird die Faserstruktur geschwächt. Auch hohe Temperaturen in der Maschine, tragen zur Materialzersetzung bei. So führt jeder Waschgang zu einer fortschreitenden Zerstörung, einzelner Fasern. Der Grad der Beschädigung ist zudem abhängig von der Garnart, dem Gewebetyp, der Textur und der Kombination verschiedener Faseranteile. Die bereits erwähnte Schweizer Studie hat getestet, wie stark sich Textilien, der unterschiedlichen Materialien Polyester, Polyester-Baumwolle und Acryl, beim Waschvorgang zersetzen. Es hat sich gezeigt, dass Acryl und Polyester deutlich mehr Fasern abgeben, als Polyester-Baumwollgewebe.
Konsumenten-Tipps für mehr Nachhaltigkeit
Die Konsumgesellschaft will vor allem eines: Möglichst viel zu konsumieren. Dabei sollen die Produkte aber auch bitte recht preiswert sein. Die Verbraucher haben verlernt, Lebensmittel, gerade tierischen Ursprungs, und auch Kleidung, wertzuschätzen. Somit wäre schon ein großer Schritt in die richtige Richtung getan, wenn jeder Mensch seinen Verbrauch reduzieren würde. Jeder Mensch sollte sich fragen, wie viele Kleidungsstücke er tatsächlich benötigt. Die Lösung, synthetische Fasern komplett durch Naturfasern zu ersetzen, kann momentan nicht die Lösung sein. Denn für die Herstellung der entweder tierischen oder pflanzlichen Fasern, würden viel Land und Wasser benötigt. Also, was können Verbraucher tun? An oberster Stelle steht eine Reduzierung des Konsums. Beschädigte Kleidung muss nicht sofort entsorgt werden. Schneidereien reparieren ein Kleidungsstück, sodass kein neues gekauft werden muss. Auch muss es nicht immer Neuware sein. In Second-Hand-Läden oder Tauschbörsen, egal ob im Internet oder regional, finden sich oft schöne, günstige Kleidungsstücke. Gerade Kinderkleidung, welche in den kleineren Größen, kaum abgetragen wird, muss nicht immer neu gekauft werden. Entscheidet sich der Konsument doch für den Kauf neuer Kleidung, so sollte diese, wenn möglich, aus der umliegenden Region und einer ökologischen Produktion stammen. Ideal wäre natürlich, wenn das Produkt zusätzlich noch das Siegel „fairtrade“ trägt. Möchte der Verbraucher sicher sein, ein reines Naturprodukt in den Händen zu halten, gibt nur der Blick auf das Waschetikett die Gewissheit. Natürlich muss nun nicht jedes Kleidungsstück aus synthetischen Fasern entsorgt werden. Ein guter Anfang ist, weniger oft und bei niedrigen Temperaturen zu waschen. Außerdem sollten Textilien aus Synthetikfasern, weniger intensiv geschleudert werden. Da harte Textilien, wie zum Beispiel Jeansstoff, die mechanische Reibung erhöhen, sollten Synthetische Kleidungsstücke nicht mit solchen gemeinsam gewaschen werden. Ein Fleck auf einem Kleidungsstück kann einzeln ausgewaschen werden. Es muss nicht immer gleich komplett gewaschen werden. Bei vielen Textilien reicht es, diese auszulüften, sofern sie nicht schmutzig sind, sondern nur etwas riechen.
Diese synthetischen Fasern werden zu Mikroplastik
– Polyester, Abkürzung PES: Dieses Material wird auch als Diolen oder Trevira bezeichnet.
– Polyamid, Abkürzung PA: Gängige Namen für diese Faser sind ebenfalls Nylon, Peron, Dederon oder Grilon.
– Polyethylen, Abkürzung PE: Diese Faser ist auch unter dem Namen Dyneema bekannt.
– Polypropylen, Abkürzung PP: dieses leichte Material, wird auch als Asota bezeichnet.
– Polyurethan, Abkürzung EL: Andere Namen für diese Faser sind: Elasthan, Spandex, Lycra und Dorlastan.
– Aramid, andere Namen können Kevlar, Nomex oder Twaron sein
Was können Politik und Wirtschaft tun
Die Erkenntnis und das Wissen um eine Problematik sind der erste Schritt zur Veränderung. Nur wenn die Bevölkerung, die Wirtschaft und die Politik die Fakten zum Thema Mikroplastik kennen, können sie beginnen, eine Veränderung herbeizuführen. Daher sind Aufklärung und Informationsfluss von größter Bedeutung. Eine jede Veränderung braucht Zeit zum Reifen. Allerdings sollte die Menschheit in diesem Fall nicht allzu lange warten, bevor sie aktiv etwas gegen die Verschmutzung unseres Planeten unternimmt. Eine echte Veränderung, könnten verbesserte Filtersysteme in der Textilproduktion bewirken. Ebenso sollten Filter in Waschmaschinen Vorschrift sein. Das Thema Filtration zieht sich weiter durch bis zum Klärwerk. Auch hier sollte es rechtliche Vorgaben für ein verbessertes Filtersystem in den Anlagen geben.
Ein Schlussgedanke zum Thema Mikroplastik
Die Frage, die sich stellt, ist: Wie konnte es soweit kommen? Obwohl die Problematik bereits seit den achtziger Jahren bekannt ist, wird den Menschen erst heute bewusst, dass sie etwas verändern müssen. Und da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, werden die meisten Leser dieses Artikels, trotz des Wissens um Mikroplastik in den Meeren, weiterhin in den Supermarkt um die Ecke fahren, Getränke und Speisen aus Plastikverpackungen kaufen und sich zum Geburtstag das schicke Sport-Outfit aus Synthetikfasern wünschen. Die Menschheit besteht aus Milliarden von Individuen ohne echtes kollektives Umweltbewusstsein. Viele Menschen denken, sie können als einzelne Personen nichts bewirken. Wiederum andere erkennen nicht, dass sie ein Teil des Ganzen sind und sehen die Verantwortung nicht. Für die meisten von uns ist aber die Sorge viel zu weit weg. Wir haben das Problem nicht mit eigenen Augen gesehen. Vor allem, spüren wir keine negativen Auswirkungen auf unser persönliches Leben. Wir sind nicht eingeschränkt und leiden nicht, wie viele Tiere, unter der maritimen Verschmutzung. Nur, wenn wir umdenken und unsere bequemen Gewohnheiten loslassen, können wir wirklich etwas verändern und somit unsere Meere und somit den ganzen Planeten retten.